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17.3.2020

Loyalität als Bewährungsprobe für Unternehmertum

Krisen zwingen dazu, sich mit den Unternehmenswerten auseinanderzusetzen. Eine der wichtigsten ist Loyalität. Lesen Sie, was diese Tugend mit Augenhöhe und Verletzlichkeit zu tun hat.

Wie lange werde ich noch arbeiten können? Wie geht’s finanziell weiter? Ist das irgendwann vorbei? Zuletzt fragten wir uns das 2008/2009, als die Finanzmärkte über Nacht zusammenbrachen. Liquidität verschwand von heute auf morgen, Lieferketten rissen, Absatzmärkte verschwanden. Bei meinem damaligen Arbeitgeber stockte der Absatz, das Firmenkonto leerte sich zusehends. Ich erinnere mich an eine Krisensitzung des Managements, in der eine scheinbar verrückte Idee geboren wurde: Wie wäre es, wenn wir die Liquidität des Unternehmens gemeinsam mit allen Mitarbeitern stützen und sichern würden? Was würde passieren, wenn wir in einer geheimen Abstimmung alle Mitarbeiter fragten, ob sie bereit wären, auf zehn Prozent ihres Gehalts zu verzichten? Das Geld würde in einer virtuellen Bank der Firma geparkt. Das Management sollte auf 20 Prozent und die Geschäftsleitung sogar auf 30 Prozent ihrer Gehälter verzichten. Im Gegenzug gäbe es die Garantie, dass niemand seinen Arbeitsplatz verliert und das Geld nach der Krise zurückerstattet wird. Wäre das nicht ein einzigartiger Beweis von Solidarität, von gemeinsamer Verantwortung?

Auf einer eilig einberufen Betriebsversammlung wurde das Konzept vorgestellt. „Wir sitzen alle in einem Boot“, sagte der Geschäftsführer mit leiser Stimme. „Wir sind auf einer Reise, bei der wir nicht wissen, ob und wann wir wieder Festland erreichen und unseren Proviant auffüllen können.“ Angespannte Gesichter. „Wir könnten die Lebensmittel rationieren“, schlug er vor. „Wollen wir uns gemeinsam dazu entscheiden?“

„Was ist, wenn die Krise länger dauert?“

Ich sehe noch die überraschten Mienen, höre die viele Fragen. Wie lange reicht das Geld denn noch, wenn wir das machen? Was ist, wenn die Krise länger dauert? Fragen, auf die es keine gesicherte Antwort gab. Das gaben wir ehrlich zu! Und zeigten verschiedene Szenarien. Wohl wissend, dass der Verstand versteht, aber der Bauch entscheidet.

Überraschung dann bei der Abstimmung: 96 Prozent Ja-Stimmen bei 4 Prozent Enthaltungen bei fast vollständiger Teilnahme an dieser einzigartigen Aktion. Niemand hatte mit Nein gestimmt. Das war wichtig. Denn bei nur einer einzigen Neinstimme, so die im Management beschlossene interne und geheime Regel, hätten wir das Projekt nicht umgesetzt.

Menschen verlassen sich in solchen Situationen auf ihr Bauchgefühl: Werde ich ehrlich behandelt? Kann ich mich darauf verlassen? Wer hilft mir, wenn es mir nicht mehr so gut geht? „Wir schaffen das nur gemeinsam“, hatte der Geschäftsführer auf der Versammlung gesagt. Und dabei den Mut bewiesen, die Menschen in ihrer Not auch abzuholen. Er war ehrlich, alle Fakten wurden transparent ausgebreitet. Er war loyal, zeigte, dass er sich verpflichtet fühlt und für die Mitarbeiter sorgen will. Er war empathisch: Ich fühle eure Sorgen, es sind auch meine. Er war vor allem auch offen: Lasst uns diskutieren, vielleicht hat ja jemand noch eine bessere Idee. Er hat ein Konzept entwickelt, wie er für seine wertvollen Mitarbeitenden sorgen könnte. Und er hatte sich verwundbar gezeigt. Schließlich hinterließ die Krise an seinem Unternehmen Schleifspuren. Damit hat er Vertrauen geschaffen. In seine Person, in seine Kompetenz, in seine Mitmenschlichkeit. So gesehen war es eine Bewährungsprobe für echtes Unternehmertum.

„Loyalität, Vertrauen und Miteinander waren jetzt nicht mehr abstrakte Begriffe“

Die Krise 2008/2009 war eine V-förmige Krise. Schnell rein, schnell raus. Dass sich Umsatz und Gewinn danach schneller erholten als in vergleichbaren Unternehmen, dass das Wachstum einen regelrechten Schub erfuhr, hat auch mit der besonderen Form der Krisenbewältigung zu tun. Das Unternehmen war ein anderes geworden. Weil die Menschen eine neue Qualität des Miteinanders erprobt hatten. Loyalität, Vertrauen und Miteinander waren jetzt nicht mehr abstrakte Begriffe, sondern gelebte Werte. Sie hatten ein Potential freigesetzt, das ohne den harten Einschnitt möglicherweise weiter geschlummert hätte. Krisen bergen immer Chancen. Loyalität im Unternehmen zu definieren, zu entdecken und zu leben, ist eine davon.

Bild von Joseph Redfield Nino auf Pixabay

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